Inhaltsverzeichnis
Was lebt in unseren Tieren?
Was sind Endoparasiten?
Endoparasiten leben im Inneren ihres Wirts. Man kann diese an verschiedenen Stellen im Tier finde. Manche Endoparasiten besiedeln den Darm von Hunden und Katzen. Andere finden sich im Blut oder auch den unterschiedlichsten Organen wieder.
Zu den bekanntesten Vertretern zählen verschiedenste Wurmarten, jedoch auch Giardien, Toxoplasmen oder auch Babesien. In den meisten Fällen bleibt ein Parasitenbefall erst einmal unentdeckt. Viele dieser Parasiten bekommt man auch niemals zu Gesicht. Trotzdem gilt bei allen dieser unterschiedlichen Endoparasiten:
Nur weil man sie nicht sieht, sind sie nicht weniger gefährlich, sowohl für die Tiere, als auch in manchen Fällen für den Menschen!
Der Parasit der Woche
…wandert jede Woche in Endo- oder Ektoparasiten
Bandwürmer
Bandwürmer bei Hund und Katze
Bandwürmer sind Dünndarmparasiten bei Hunden und Katzen. Ihren Namen verdanken sie ihrer bandartigen Körperform. Zu den häufigsten Arten zählen:
- Gurkenkernbandwurm (Dipylidium caninum)
- Taenia -Arten
- Furchsbandwurm (Echinococcus multilocularis)
- Mesocestoides-Arten (z.B. Mesocestoides lineatus)
Allgemeines:
Bandwürmer benötigen einen oder sogar mehrere Zwischenwirte und einen Endwirt für ihre Entwicklung. Diese Zwischenwirte können Nagetiere, Flöhe oder auch der Mensch sein. Eine Infektion findet durch eine orale Aufnahme der Bandwurm-Eier statt.
Bandwürmer parasitieren hauptsächlich im Dünndarm von Hunden und Katzen. Einige Arten favorisieren den Dickdarm oder die Gallenwege Der Körperaufbau dieser Würmer gliedert sich in ein Kopfteil (Scolex). Am Kopf besitzen sie mehrere Saugnäpfe zur Anheftung an der Darmwand. Ihr Halsbereich ist nicht untergliedert und stellt eine sogenannte Proliferationszone dar. An diesen Bereich ist eine Gliederkette (Strobila) angeschlossen. Die Länge der Gliederkette kann von wenigen bis hin zu > 4000 Gliedern (Proglottiden) reichen. Aus dem Halsbereich werden stetig nue Glieder gebildet.
Bandwürmer besitzen keinen Darm. Die Nahrungsaufnahme erfolgt rein über ihre Körperoberfläche. Fast alle Bandwurmarten sind Zwitter, d.h. alle Glieder besitzen sowohl männliche und weibliche Geschlechtsorgane.
Die Entwicklung ihrer Larven erfolgt in einem oder mehreren Zwischenwirten. Durch die Entwicklung der wachsenden Finnen können in verschiedenen Organen (z.B. Leber, Lunge) erhebliche Schäden entstehen. Diese können sogar zum Tod des Zwischenwirtes führen können. Die Finnen gelangen über die Nahrungskette (z.B. rohes Fleisch des Zwischenwirtes) in den Darm des Endwirtes und entwickeln sich dort zum erwachsenen Wurm.
Im laufe der kommenden Woche(n) möchte ich euch die oben erwähnte Arten genauer vorstellen und auch noch mal etwas zum Thema “pauschal oder nur gezielt entwurmen” schreiben.
Gurkenkernbandwurm (Dipylidium caninum)
Der Gurkenkernbandwurm ist ein weltweit häufiger Parasit bei Hunden und Katzen. Er parasitiert im Dünndarm der Tiere. Im Regelfall wird der Bandwurm 13-15 cm lang. In seltenen Fällen erreicht er eine Länge von an die 80 cm. Seinen Namen verdankt er seinen gurkenkernförmigen Proglottiden.
Entwicklung
Der Gurkenkernbandwurm benötigt für seine Entwicklung einen Zwischenwirt. Die graviden Proglottiden werden entweder mit dem Kot von ihrem Endwirt abgesetzt oder wandern aktiv über den Anus in die Außenwelt. In der Umwelt werden so die Bandwurmeier für Flohlarven zugänglich und von diesen verzehrt. In den Flohlarven beginnt die Weiterentwicklung der Würmer. Durch die phagäre Aufnahme der Flöhe infizieren sich Hund oder Katze mit Gurkenkernbandwürmern.
Symptome
Bei diesen Parasiten sieht man eher selten eine richtige Symptomatik am Tier. Es kann zu leichten entzündlichen Vorgängen im Bereich des Dünndarms kommen, die sich in Inappetenz oder einem Durchfall äußern. Ein Bandwurmknäuel kann im Darm der Tiere jedoch durchaus auch einen Ileus (Verschluss) verursachen.
Die Auswanderung der Proglottiden und auch das Vorkommen beim Kotabsatz kann man mit bloßen Augen sehen. In so einem Fall sieht man kleine, weiße, reiskornartige Verschmutzungen im Afterbereich der Tiere oder auch im Kothaufen.
Diagnose
Der Nachweis kann mit Hilfe einer Flotation oder auch oft einfacher ungefärbter Quetschpräparate mikroskopisch erfolgen.
Therapie und Prophylaxe:
Schon „recht einfache“ Wurmkuren bekämpfen diese Wurmart erfolgreich. Die Prophylaxe besteht hier in einer Flohbekämpfung, um die Übertragung zu verhindern.
Präpatenz und Patenz:
Bei dieser Bandwurmart liegt die Präpatenz bei ca. 16-21 Tagen und die Patenz bei bis zu 3 Jahren.
Taenia-Arten
Diese Bandwurmarten gehören, wie die bekannteren Echinococcus-Arten, zur Familie der Taeniidae.
Bei Hunden findet man sowohl Taenia- als auch Echinococcus-Arten bei der Katze spielt hauptsächlich T. taeniaeformis eine Rolle. Als adulte Stadien halten sich diese Bandwürmer im Dünndarm ihres Wirtes auf. Dieses adulte Stadium ist nur wenig pathogen und verursacht eigentlich selten auffällige Krankheitssymptome.
Jetzt könnte man denken, dass dann ein solcher Bandwurmbefall eher unspektakulär ist. Ein Untermieter, der auch noch mit frisst – „Hast du einen Bandwurm, oder wie kannst du so viel essen?“. Eine ganz neue Form der Tierhaltung.
Der Haken ist, dass andere Stadien dieser Würmer (Finnen) erheblich Erkrankungen verursachen und ebenfalls zum Tode führen können. Diese Stadien entwickeln sich in Säugetieren und, wenn auch meist unabsichtlich, im Menschen.
Erreger und Vorkommen:
Die häufigsten Taenia-Arten bei Hund und Katze:
- T. hydatigena – Hund – weltweit
- T. pisiformis – Hund – weltweit
- T. ovis – Hund – weltweit
- T. multiceps – Hund – weltweit
- T. taeniaeformis – Katze – weltweit
Entwicklung:
Diese Bandwurmarten benötigen ebenfalls Zwischenwirte zur Entwicklung. Manche Arten benötigen Nagetiere, andere beispielsweise Wiederkäuer. Ein wichtiger Faktor bei der Epidemiologie sind die extrem hohe Vermehrungsrate dieser Wurmarten, die lange Lebensdauer der adulten Würmer, die hohe Ansteckungsfähigkeit der Eier in der Umwelt, sowie die Immunität der Zwischenwirte gegen die infektiösen Stadien.
Krankheitsbild:
Dienen Hund oder Katze als Endwirt, stellt ein Bandwurmbefall mit diesen Arten kaum eine gesundheitliche Gefahr dar. Sind sie jedoch ein sogenannter Fehlwirt und infizieren sich mit den larvalen Stadien können sie schwer erkranken oder auch versterben.
Beispielweise lebt der adulte T. multiceps in Hunden oder Füchsen, sein Jungstadium kann in Pflanzenfresser ZNS-Symptome hervorrufen, die sich beim Schaf in der sogenannten Drehkrankheit äußert. Die Infektion des Menschen, durch orale Aufnahme vom Hund ist selten, aber möglich, und verursacht die Symptome eines Hirntumors.
Bei Schlachttieren ist ein Befall mit solchen Stadien lebensmittelhygienisch daher von Bedeutung.
Wir dienen einigen Bandwurmarten von Hund und Katze als Zwischen- und/oder Fehlwirt. Die Folge sind schwere Organerkrankungen, teilweise sogar mit tödlichem Ausgang.
Diagnostik:
Da sowohl Taenia- Arten werden intermittierend ausgeschieden, und sind so nicht jederzeit im Kot nachweisbar. Können Eier im Kot nachgewiesen werden so sind Taenia-Eier morphologisch nicht von Echinococcus-Eiern zu unterscheiden. Im Labor kann mittels Koproantigen-Tests oder mittels PCR eine Artidentifikation durchgeführt werden.
Therapie und Prophylaxe:
Die Behandlung dieser Bandwürmer kann mit Standard-Wurmkuren (Praziquantel, Fenbendazol u.a.) durchgeführt werden. Bei einem Befall sollten die Tiere zusätzlich shampooniert werden, um die Parasiteneier aus dem Fell zu entfernen. Hygienemaßnahmen zum Schutz des Menschen verstehen sich von selber. Desinfektion von Flächen, gründliches Händewaschen und auch das Tragen von Handschuhen, bei intensivem Umgang mit dem Tier, sind angeraten.
In rohem Fleisch ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion höher als in hitze- oder kältebehandelten Futtermitteln (10 Minuten, Kerntemperatur +65° C oder gefroren 1 Woche bei -17 bis -20° C). Gerade bei Katzen, sollte der Verzehr von Zwischenwirten immer auch den Gedanken, an einen möglichen Bandwurmbefall hervorrufen.
Echinococcus-Arten
Zu den wichtigsten Vertretern unter den Echinococcus-Arten zählen:
- Echinococcus multilocularis (Gefährlicher Fuchsbandwurm)
- Echinococcus granulosus (Gefährlicher oder dreigliedriger Hundebandwurm)
Ihre Entwicklung ist der, der Taenia-Arten sehr ähnlich, denn auch sie haben mehrere End- und Zwischenwirte. Der wichtigste Endwirt für E. multilocularis sind Rot- und Eisfuchs. Bei E. granulosus stellen der Hund und andere Caniden die bedeutsamsten Endwirte dar. Ihre Eier sind von denen der Taenia-Arten morphologisch nicht zu unterscheiden, daher ist eine genauere Bestimmung im Labor notwendig.
Entwicklung:
Der Zyklus dieser beiden Bandwurm-Arten ist größtenteils recht ähnlich. Die adulten Würmer leben im Dünndarm ihres Wirts. Bereits im Darm werden aus den Proglottiden Eier freigesetzt, die dann über den Kot in Bandwurmgliedern in die Außenwelt gelangen. Die Infektion von Zwischenwirten erfolgt durch orale Aufnahme. Im Darm des Zwischenwirts entwickeln sich Larvenstadien und wandern über die Blutbahn in die Leber (teils auch in die Lunge oder andere Organe). Aus den Larvenstadien bilden sich am Bestimmungsort zunächst Zysten, in denen Finnenstadien heranwachsen. Diese Zysten stellen eine Brutkapsel dar.
Ein wichtiger Unterschied im Zyklus des E. granulosus, zu dem des E. multilocularis ist, dass letzterer aus seinen Zysten neue wandernde Bläschen bildet. Auf diese Weise können andere Organe, wie bei einem bösartig wachsenden Tumor, infiltriert werden Durch die Streuung über Blut- und Lymphbahn werden z.B. das Gehirn, die Lunge oder sogar Knochen befallen. Im Menschen können die entstehenden Finnenkonglomerate einen Durchmesser von an die 20cm erreichen.
Infektion:
Die Infektion findet oral, beispielsweise durch mit Finnen infizierte Kadaver, Schlachtprodukte (-abfälle) oder auch Beutetiere, statt.
Der Menschen infiziert sich, gerade mit E. granulosus, meist durch kontaminierte Nahrung oder auch verunreinigtes Trinkwasser. Ein bekannter Infektionsweg ist das Pflücken von kontaminierten Beeren auf niedriger Höhe in der Natur.
Vorkommen:
E. granulosus kommt weltweit vor. Infektionen mit diesem sind gerade in DE, AT und CH seltener geworden. Mittelmeerländer hingegen sind noch stärker betroffen. E. multilocularis ist eher in der nördlichen Hemisphäre verbreitet und kommt in Europa eher nur fokal in der Fuchspopulation vor. Als Hauptendemiegebiete, mit den meisten Fällen bei Menschen, gelten Teile Frankreichs, Süddeutschland, die Schweiz und der westliche Teil von Österreich.
Diagnose und Therapie:
Die Diagnose ist, wie bereits bei den Taenia-Arten beschrieben, im Kot möglich, muss jedoch im Labor mittels PCR genauer bestimmt werde. Die Behandlung bei einem Echinococcus-Befall kann ebenfalls mit den meisten „Standard-Entwurmungspräparaten durchgeführt werden.
Giardiose
Giardiose bei Hund und Katze
Eine Infektion mit Giardien bei Hund oder Katze nennt man Giardiose. Giardien sind weltweit verbreitete Dünndarm-Parasiten. Sie kommen bei Säugetieren, Vögeln, Reptilien und auch Amphibien vor.
Giardien sind Protozoen (Einzelle) und keine Würmer.
Die Giardiose bei unseren Haussäugetieren und beim Menschen wird meist durch den Artenkomplex Giardia duodenalis/ intestinalis verursacht. In diesem Komplex unterscheidet man verschiedene Untergruppen von Giardien, die jeweils spezifische Wirtsspezifität haben.
Giardiose ist eine Zoonose. Beim Menschen können, die bei unseren Haustieren oder auch bei manchen Wildtieren vorkommenden Giardien-Arten, eine ernstzunehmende Infektion verursachen.
Neben den Tierhaltern, sollten auch Jäger oder Camper, eine Giardiose, immer auf dem Schirm haben. Mit dem sogenannten “Biber-Fiber”, verursacht durch Giardia lamblia, kann man sich nicht nur in anderen Teilen der Welt, sondern auch in Deutschland infizieren.
In Deutschland zählt eine Infektion mit Giardia intestinalis zu den meldepflichtigen Erkrankung. Beispielweise in Österreich oder der Schweiz ist dies nicht so. Über Spätfolgen nach einer solchen Infektion beim Menschen ist noch nicht alles bekannt. Vermutet werden z.B. Laktoseintoleranz, Reizdarmsyndrom oder auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
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Doch wie stecken sich unsere Haustiere mit Giardien an?
Bei Giardien unterscheidet man zwei Stadien. Wie bei anderen Parasiten auch, bilden sie eine aktives und eine eher passives Stadium aus. Die Zyste, als eher passiv, wird über den Kot des Wirtes ausgeschieden und sorgt so für eine Verbreitung der Giardien. Der sogenannte Trophozoit, stellt ein aktives Stadium im Dünndarm des Wirtes dar.Giardiose mit verschiedenen Giardien-Arten ist weltweit verbreitet. Bei einer Infektion mit diesen Einzellern, ist die Ausscheidungsrate über den Kot meist sehr hoch. Bei einem großen Hund werden am Tag ca. 100 Millionen Zysten ausgeschieden. Giardien mögen es feucht und lieben Wasser. In kühlen Gewässern bleiben die Zysten über ca. 3 Monate infektionsfähig. Bei höheren Temperaturen wie in Sommermonaten immerhin noch ca. 3 Wochen. Eine Abtötung der Zysten geschieht meist durch Austrocknung oder niedrige Temperaturen unter -4° Grad (mindestens 1 Woche). Ausgeschiedene Trophozoiten haben in der Umwelt kaum Überlebenschancen und gehen schnell zugrunde. In Europa sind ca. 3-15% der ausgewachsenen Haustiere von Giardia duodenalis- Infektionen betroffen. Dies klingt nicht nach besonders viel. Unter Jungtieren liegt die Prävalenz jedoch bei an die 70%.
Damit ein Mensch an Giardiose erkrankt, braucht es gerade mal 10-100 Zysten. Dieser Anzahl soll verdeutlichen, wie gefährlich die Ausscheidungsraten sind und hochansteckend diese Infektion ist.Unsere Tiere können sich über Schmierkontamination, direkt am Kot oder auch über kontaminiertes Wasser oder Futter infizieren. Bei Hunden und Katzen beträgt die minimale Infektionsdosis ebenfalls nur wenige Zysten.
Entwicklungszyklus
Hat ein Tier Zysten ausgenommen, gelangen diese durch Abschlucken in den Dünndarm. Dieser ist der bevorzugte Ort für die Entwicklung der Giardien, jedoch findet man sie, wenn auch seltener, in Teilen des Dickdarms oder in der Gallenblase. Im Darm werden, durch den niedrigen pH-Wert, die Trophozoiten freigesetzt. Aus jeder aufgenommenen Zyste entstehen 2 Trophozoiten. Die Trophozoiten vermehren sich durch wiederholte Zellteilung und bilden Zysten. Diese werden erneut über den Kot des Wirts ausgeschieden.
Die Ausscheidung beginnt ca. 4-16 Tage nach einer Infektion. Durch diese recht kurze Präpatenz können sich sehr schnell andere Tiere infizieren und es findet oft in einem Gassigebiet eine rasche Durchseuchung statt. Bis ein Tier keine infektiösen Stadien mehr ausscheidet vergehen leider Wochen bis Monate. Dieser hingegen lange Zeitraum erhöht meist die Infektionszahlen. Auch bei Giardiose, ist das Einsammeln des Hundekots eine effektive Maßnahme, um die Verbreitung einzudämmen.
Krankheitsbild bei Giardiose
In vielen Fällen verläuft eine Giardiose unbemerkt, also inapparent. Hier gilt, nur weil das eigene Tier keine Symptome zeigt, heißt es nicht, dass er nichts hat oder andere durch seine Ausscheidungen infiziert. Er kann einen Ausscheider für Giardien darstellen und so andere Tiere oder den Menschen infizieren.
Zeigen die Tiere Symptome, so fallen diese nach einer Inkubationszeit von ca. 10 Tagen auf. Bei Hunden und Katzen lassen sich breiig bis wässrige Durchfälle und in seltenen Fällen auch Erbrechen beobachten.
Immunität
Bei Jungtieren, die jünger als 1 Jahr sind, zählen Giardiosen mit zu den häufigsten Endoparasitosen. Wie oben bereits beschrieben liegt die Prävalenz in dieser Altersgruppe bei ca. 70%. Gegenüber der Prävalenz älterer Hunde und Katzen, stellen Jungtiere hier den Löwenanteil dar.
Doch warum ist das so?
Zwar nehmen Welpen und Junghund/-katzen meist mehr aus ihrer Umwelt auf und probieren alles was sie so finden, jedoch ist dies nicht der ausschlaggebende Faktor. Eine Giardien-Infektion induzieren bei immunkompetenten Wirten eine gewisse Immunität. Die Betonung liegt hier zu einem auf immunkompetent, denn das sind nur gesunde und ausgewachsene Tiere. Zum anderen auf einer Teilimmunität. Die Ausbildung dieser gewissen Immunität führt zu einem milderen Krankheitsverlauf oder kann in einigen Fällen zu einer vollständigen Eliminierung des Erregers führen. In Hundepopulationen, in denen keine Welpen nachkommen, sondern die Tiere einfach gemeinsam altern, kann man diese sinkende Prävalenz feststellen.
Ganz klar zu sagen ist, dass diese partielle Immunität eine Reinfektionen aber nicht sicher verhindern kann.
Diagnose und Therapie
Giardien lassen sich aus dem Kot nachweisen. Hierzu fertigt man eine Sammelkotprobe von mindestens 3 Tagen an. Da bei einer Giardiose die Ausscheidung intermittierend, also nicht kontinuierlich, stattfindet, sollte ggf. mehrfach Sammelkotproben untersucht werden. Der Nachweis kann auf verschiedene Weise vorgenommen werden. Im Kleintierbereich erfolgt der Nachweis selten über Flotationsverfahren oder Direktausstriche, obwohl dies durchaus möglich ist. Das Mittel der Wahl stellen sogenannte Snap-Test´s direkt beim Tierarzt oder auch eine im Labor durchgeführte PCR dar.
Tiere mit klinischen Symptomen sollte auf jeden Fall behandelt werden. Da eine Infektion teils als Nebenbefund festgestellt wird, ohne dass das Tier Symptome zeigt muss hier jeder für sich entscheiden,. ob er sein Tier auch dann behandeln lassen möchte. Aus meiner Sicht sollten auch symptomlose Tiere behandelt werden, da sie als Ausscheider fungieren. Ein solches Tier kann als Risiko für sowohl eine zoonotische Übertragung, besonders bei Risikopatienten, wie z.B. Kleinkinder und immunkompromittierte Menschen darstellen. Des Weiteren erhöht es das Risiko einer Ansteckung von anderer Tieren.
Die Medikamente, die uns zur Verfügung stehen müssen in bestimmten Intervallen verabreicht werden, um eine möglichst hohe Erregerelimination zu erreichen. Eine kohlenhydrat-arme Ernährung für diese Zeit, kann den Therapieerfolg erhöhen. Die Behandlung einer Giardiose ist teils langwierig und es kommt nicht selten zu Rezidiven oder neuen Reininfektionen. Da man selten die Ansteckungsquelle genau definieren kann, sollte man die Gassi-Route ändern, bzw. andere auf seinen Spaziergängen andere Halter informieren. Je mehr Hunde gleichzeitig in einem Gebiet behandelt werden, desto höher ist die Elimination des Erregers.
Wie bei fast allen Parasitosen sollten Mehrtierhaushalte alle Tiere testen lassen und dann gleichzeitig behandeln. Behandelt man lediglich einen Hund seiner Hunde oder nur den Hund und nicht seine Katze, so stellt das andere Tier ggf. eine Ansteckungsquelle dar.
Auf Hygienemaßnahmen, zur Verhinderung von Schmierkontaminationen und zur Erregerminimierung, sollte man ebenfalls durchführen. Das Waschen von Decken, Körbchen und Stofftieren hilft zuverlässig den Infektionsdruck zu senken. Auch bei der Giardiose sollte man sich und andere Familienmitglieder natürlich nicht vergessen und regelmäßig nach einem Tierkontakt Hände waschen. Für viele Menschen oft die schlimmste Maßnahme, sind der Verzicht auf enges Kuscheln oder Küssen mit dem geliebten Vierbeiner. Doch hier gilt “safty first”.
Maßnahmen im Überblick:
- Aufsammeln von Kot
- Reinigung und Desinfektion (z.B. Vipibax Giardien Ex) aller Flächen und auch Gegenstände, die mit dem Tier Kontakt haben
- Waschen bei mindestens 65° Grad von Decken, Körbchen und auch Stofftiere
- Futter- und Trinknäpfe mehrmals täglich reinigen (möglichst immer zwei im Wechsel anbieten)
- Katzentoilette täglich mit kochendem Wasser reinigen und gut abtrocknen lassen
- Baden und Shampoonieren der Tiere mit z.B. chlorhexidindigluconat-haltigen Produkten, besonders im Analbereich
- besondere Hygienemaßnahmen oder Kontaktverbot bei Kleinkindern oder immunsupprimierten Personen
Fazit
Ich gebe zu, dass Giardien nicht zu den spannendsten Parasiten gehören. Sie haben keinen aufwendigen Entwicklungszyklus, wo man denk “ohoho, da hat die Natur sich aber etwas ausgedacht”. Jedoch ist unser Wissen über sie essentiell für die Tiergesundheit. Sie stellen gerade in dichtbesiedelten, städtischen Gebieten oft ein Problem dar und auch ihre medikamentöse Behandlung ist meist nicht einfach.
Für Welpen und immunsupprimierte Tiere sind sie ein größeres Risiko und man sollte bei Durchfällen immer eine mögliche Giardiose im Kopf haben. Bei dem Verdacht auf Giardien sollte man eine Sammelkotprobe anfertigen und einen Tierarzttermin vereinbaren. Mehrfaches testen des Kot bringt wie bei den meisten Endoparasiten mehr Sicherheit, aber auch hier selten 100% für ein negatives Ergebnis.
Bei erwachsenen, gesunden Hunden sollte man beachten, dass der Hund symptomloser Giardien-Ausscheider sein kann. Die gängigen Hygienemaßnahmen sollten, gerade mit Kindern oder Senioren im Haushalt, bezogen auf den Umgang mit dem Hund beachtet werden.
Grundsätzlich besteht bei einem Giardien-Befall kein Grund zur Panik. Wer seinen Feind kennt, hat auch weniger Angst. Auch bei einer langwierigen Behandlung oder Neuinfektionen bekommt man das Problem in den Griff.
Toxokarose
Spulwürmer bei Hund und Katze
Toxocara cani und Toxocara cati
Infektionen mit diesen beiden Spulwurmarten zählen zu den häufigsten Endoparasitosen bei Hund und Katze. Die Würmer werden bis zu 19 cm lang und erinnern optisch an gekochte Spaghetti. Wie der lateinische Name bereits sagt, stellen Hunde den Endwirt für T. cani und Katzen für T. cati dar.
Doch wie kommen diese Würmer in unsere Tiere?
Der klassische Infektionsweg ist die orale Aufnahme von Toxocara-Eiern durch eine Umweltkontamination. Die Lebensdauer dieser Eier beträgt in feuchter Umgebung bis zu 4 Monate. Auch Kälteperioden können den Eiern wenig anhaben. Eine Wirksame Abtötung erfolgt hingegen durch Austrocknung und Temperaturen über 35° Grad.
Bei der Übertragung spielt sowohl die pränatale als auch die laktogene Infektion eine große Rolle. Hat eine tragende Hündin eine “ruhende” Toxocariose, so werden die Larven im letzten Drittel der Trächtigkeit (um den 42. Tag), durch eine Umstellung des Hormonspiegels, aktiviert. Die aktivierten Larven treten in die Blutbahn der Hündin über und gelangen über die Plazenta in die Feten. Im Fötus angelangt besiedeln sie v.a. die Leber und andere Organe. Nach der Geburt der Welpen durchwandern die Larven die Lunge der Tiere und gelangen letzten Endes in ihren Darm. In einer Hündin werden nie alle dieser sogenannten hypobiotischen, also “ruhenden” Larven aktiv, sodass auch ohne eine Neuinfektion der Mutter, mehrere Würfe hintereinander infiziert werden können.
Bei der laktogenen Übertragung gelangen die Larven über die Blutbahn ins Gesäuge des Muttertieres und werden hier beim Saugakt von den Welpen mit aufgenommen.
Der Entwicklungszyklus
Die Weibchen von Toxocara-Arten besiedeln den Dünndarm des Endwirtes und legen dort ihre Eier. Ein einzelnes Weibchen kann dabei pro Tag 25.000-85.000 Eier ablegen. Dieser Eier werden über den Kot ausgeschieden. Bis sich eine infektionsfähige Larve entwickelt dauert es bei 25-30° Grad ca. 2 Wochen, bei niedrigeren Temperaturen sogar bis zu 8 Wochen. Auf die einzelnen Larvenstadium möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen, da es den Rahmen völlig sprengen würde.
Ein Tier nimmt entweder Eier oder aber auch infektiöse Larven aus seiner Umwelt auf. Die kann durch Belecken anderer Tiere, bzw. Schmierkontaminationen, aus infizierten Kot direkt, aber auch durch Aufnahme von Zwischenwirten wie beispielsweise Mäusen geschehen.
Hat der Spulwurm seinen Endwirt gefunden begibt er sich auf Wanderschaft. Die Parasiten können auf verschiedenen Wanderrouten an ihr Ziel gelangen. Teils parallel begeben sie sich auf ihre Reise.
Oral aufgenommene Parasiten durchdringen die Darmwand und gelangen so in die Blutbahn. Über die Pfortader gelangen sie so innerhalb von 1-2 Tagen in die Leber der Tiere. Nach weiteren 1-3 Tagen erreichen sie von der Leber aus wieder über die Blutbahn ihr Zwischenziel, die Lunge. In den Lungenbläschen vollziehen sie eine Häutung zur Weiterentwicklung und wandert anschließend die Luftröhre hinauf. Über den Kehlkopf begeben sie sich auf den Rückweg zum Dünndarm. Für diesen Reiseabschnitt benötigen sie ca. weitere 5 Tage. Dieser Reiseroute nennt man auch eine Tracheale Wanderung.
Eine weitere Weise ihre Entwicklung zu durchlaufen ist die sogenannte Somatische Wanderung. Hierbei werden larvenhaltige Eier oral aufgenommen und gelangen zuerst wieder in den Dünndarm des Wirtes. Von hieraus durchdringen sie wieder die Darmwand und gelangen über die Blutbahn zur Lunge. Aus dieser Wanderung nutzen sie jedoch nicht die Lungenbläschen zur Häutung, sondern werden über den großen Blutkreislauf weiter in andere Organe transportiert. Man kann sie beispielsweise in der Leber, den Nieren, jedoch auch der Muskulatur nachweise. In der Muskulatur kann man sie ca. 1 Woche nach den Infektion finden.
Trick 17
In der quergestreiften Muskulatur kapseln sich die Parasiten, in einem Larvenstadium, ein. Als “ruhende” Infektion können sie so Jahre im Tierkörper überleben. Wie bereits oben beschrieben, können diese Stadien während der Trächtigkeit reaktiviert werden und so zu einer aktiven Infektion führen.
Diese Parasiten werden ca. 4 Monate alt und sind ihr Leben lang nur auf Reisen. So weitverbreitet und fast unaufhaltsam diese auch sind, so faszinierend ist jedoch auch, was die Natur hier geschaffen hat. Mit einen ausgetüftelten Plan durchwandern Toxocara-Arten den Körper und schaffen es zusätzlich sich in diesem über Jahre zu verstecken.